Startschuss für den Dauerwohnraum. Die ersten Mieter ziehen in den Dünenpark ein.
Am 24.04.2024 wurde im Dünenpark gefeiert. Die erste Einweihungsparty, anlässlich…
Am Montag trafen sich Vertreter der CDU-Landtagsfraktion mit den Projektverantwortlichen der großen drei Bauprojekte in List auf Sylt zu einer Führung über den Lanserhof, die Dünenkrone und den Dünenpark List auf Sylt. Dr. Marc Weinstock, Geschäftsführender Gesellschafter der DSK-BIG, erläuterte das neue Quartierskonzept des Dünenpark mit Gemeinbedarfseinrichtungen, rund 300 Wohneinheiten für Insulaner und 90 Ferienhäusern sowie die klimafreundlichen Mobilitäts- und Versorgungslösungen, von denen die gesamte Insel Sylt profitieren wird. Am folgenden Abend wurde der Dünenpark auch den Lister Bürgern im Rahmen eines Informationsabends im Erlebniszentrum Naturgewalten vorgestellt. Gemeinsam mit Bürgermeister Ronald Benck beantworteten die Projektverantwortlichen anschließend die Fragen der Bewohner.
Die Veranstaltung wurde zudem online übertragen, das Video finden Sie hier.
Die Sylter Rundschau berichtet in der heutigen Ausgabe über die Veranstaltung und hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst:
Informationsabend zum Lister Großprojekt Dünenpark verlief in sachlicher Atmosphäre und mit überzeugenden Referenten
Wie wichtig ihm die Veranstaltung ist, war Lists Bürgermeister Ronald Benck am Dienstagabend deutlich anzumerken. Hatte er sich am Abend zuvor doch ziemlich unerwartet im Rahmen der Veranstaltung mit Arved Fuchs in einem sehr diskussionsfreudigen Kreis wiedergefunden. Dabei ging es um den Klimaschutz der Insel und die Maßnahmen, die seine Gemeinde im Konkreten dafür ergreifen würde. Während es ihn am Montag noch kalt erwischt hatte, wünschte sich Bürgermeister Benck für Dienstag, dass die Menschen, vor allem seine Lister, jede Menge kritischer Fragen stellen. Nur fair und sachlich sollte die Diskussion bleiben. Vorgestellt wurde das Projekt Dünenpark. Es ist neben den Bauprojekten Lanserhof und Dünenkrone eines, das den Ort ebenfalls nachhaltig verändern wird. „Wir geben List ein Stück Land zurück“, lautet dann auch der Slogan unter dem die ehemalige Marineversorgungsschule (MVS) zu einem Gelände mit Dauerwohnraum, Ferienvermietung und öffentlichen Einrichtungen umgestaltet wird. Präsentiert wurde der Dünenpark von Marc Weinstock. Der geschäftsführende Gesellschafter der DSK-BIG, die das Gelände 2017 gekauft hat, entpuppte sich im Laufe des Abends nicht als geldgieriger Investor, sondern als ein Mann mit Herz für die Insel. Als geborener Schleswig-Holsteiner hätte er nicht anders als zugreifen können, erzählte er, als ihm die Fläche angeboten worden sei. „Dabei hatte ich eigentlich schon Kasernen genug“, schmunzelt er, denn sein Unternehmen hat sich deutschlandweit auf Konversionsprojekte spezialisiert. Genau 100 Gäste konnten im Erlebniszentrum Naturgewalten den Vortrag vor Ort verfolgen. Da die Nachfrage nach Plätzen wesentlich höher war, gab es eine Online-Übertragung. Den Link hierzu ließen sich über 50 interessierte Bürger senden, die dann am heimischen Rechner dabei sein und via Textnachricht Fragen stellen konnten. Nach der gut halbstündigen Präsentation des Projektes Dünenpark wurden die Fragen umfassend von Marc Weinstock und Bürgermeister Ronald Benck beantwortet. Zur Seite standen ihnen dabei Tina Haltermann als leitende Verwaltungsbeamtin des Amts Landschaft Sylt, sowie Joachim Rück, „unsere Geheimwaffe, wenn es um juristische Fragen geht“, wie Lists Bürgermeister ihn vorstellte.
Fragen und Antworten rund um den Lister Dünenpark
Um allen Lesern der Sylter Rundschau, die bei der Veranstaltung nicht dabei gewesen sind, einen Überblick zu verschaffen, folgt ein Überblick über die wichtigsten Fragen und ihre Beantwortung:
Was ist der Dünenpark genau?
Zum Dünenpark gehören drei Komplexe. Der erste Komplex umfasst die Gemeinschaftseinrichtungen Schwimmhalle, Feuerwehrhaus, Aula und Kindergarten sowie die Grünflächen. Der zweite Komplex sind die rund 300 Dauerwohnungen. Sie bestehen aus Baugrundstücken und Reihenhäusern, die auf Erbpacht verkauft werden und Mietwohnungen. Der dritte Komplex umfasst 88 Ferieneinheiten. Der gesamte Dünenpark wird frei zugänglich sein und Straßenverbindungen wieder aufnehmen.
Was passiert mit der Schwimmhalle?
Die Schwimmhalle bleibt erhalten und wird saniert. Das war der ausdrückliche Wunsch von Bürgermeister Benck. „Die Entscheidung muss emotional und nicht kalkulatorisch getroffen werden“, sagt er dazu mit Blick auf die Kosten. Die betragen rund fünf Millionen Euro. Vier Millionen davon trägt der Investor, 900 000 Euro gibt das Land aus Fördermitteln dazu. Sobald die Sanierung abgeschlossen ist, kann der Kreis eine Betriebserlaubnis erteilen. Die hat es seit 2007 nie für die Schwimmhalle gegeben. Das Defizit der Schwimmhalle wird nach der Sanierung jährlich auf etwa 60 000 Euro geschätzt. Bislang lag es doppelt so hoch und musste durch die Gemeinde getragen werden. Um es zu minimieren, wird jeder Feriengast pro Übernachtung einen Euro zahlen und kurzfristig Mitglied im „Schwimmclub“, einem Schwimmverein, sein. Die Nutzung bleibt den Vereinen vorbehalten. Geplant ist – wenn die Genehmigungswege das zulassen – die Schwimmhalle in den nächsten zwei Jahren zu sanieren.
Was wird aus dem Kindergarten?
Der ADS-Kindergarten platzt in seinem jetzigen Gebäude mit 60 Kindern aus allen Nähten. Er zieht in das alte Stabsgebäude, das sogenannte Haus Acht, um. Dort wird auf zwei Etagen Platz für 153 Kinder geschaffen. Die Kosten für die Erstellung in Höhe von vier Millionen Euro trägt der Investor. Er verkauft das Objekt nach Fertigstellung für einen symbolischen Euro an die Gemeinde List. Die kann ihrerseits mit der ADS dann einen Betreibervertrag abschließen. Bislang trägt die Gemeinde List zeitlich und betragsmäßig unbegrenzt das Defizit des Kindergartens. In den letzten Jahren lag es bei gut 300 000 Euro pro Jahr. Dieses kann sich durch das neue Gebäude mit mehr Kindergartenplätzen deutlich reduzieren. Im Außenbereich bekommt der Kindergarten eine Grünfläche mit Spielplatz.
Gibt es das Mehr-Generationen-Haus?
Auch, wenn Investor Marc Weinstock es nicht glauben wollte und zwei Jahre hartnäckig dafür gekämpft hat: Kein Betreiber von Seniorenpflege-Einrichtungen hat Interesse nach Sylt zu kommen. Das liegt vor allem am mangelnden Personal. Tina Haltermann konnte diese Erfahrung mit Blick auf die Situation der Senioreneinrichtungen in Westerland nur bestätigen. Anstelle des Seniorenwohnens wird es einen Co-Working-Space geben. Dahinter verbergen sich Büroräume, die kurzfristig von Freiberuflern, Existenzgründern oder kleinen Firmen angemietet werden können. Mit Blick auf die Senioren verwies Marc Weinstock jedoch auf die barrierearmen Wohnungen. Wem gehört das Feuerwehrhaus? Das Feuerwehrhaus steht auf dem Grundstück des Dünenparks. Es wird „für kleines Geld“ an die Gemeinde List übergeben.
Und der Sportplatz?
Aus rechtlichen Gründen darf der Sportplatz nicht für einen Symbolpreis an die Gemeinde verkauft werden. Deshalb verpachtet der Investor ihn für einen Euro im Jahr an die Gemeinde.
Gibt es auch Grün?
Die Fläche zwischen den Gebäuden wird nicht nur begrünt, sie wird als „Fläche zur Entwicklung von Natur und Landschaft“ ausgewiesen. Durch sie hindurch führen Bohlenwege.
Was kostet das Dauerwohnen im Dünenpark?
„In der Woche stehen zwei bis drei verzweifelte Wohnungssuchende bei uns“, berichtete Bürgermeister Benck. „Wir müssen Wohnraum schaffen, bevor die Insulaner Sylt verlassen. Dazu haben wir jetzt die Gelegenheit.“ In den alten Mannschaftsgebäuden, den „fünf Schwestern“, entstehen 105 Wohneinheiten, die vermietet werden. 2/3 davon werden mit Landesmitteln gefördert, so dass die Miete pro Quadratmeter zwischen 6,10 Euro und 8,50 Euro liegen wird. Der Investor verhandelt aktuell mit der Landesregierung, ob auch Mitarbeiterwohnungen bezuschusst werden können. Bei den freifinanzierten Wohnungen wird die Miete bei maximal 10,50 Euro liegen. Zusätzlich werden elf Mehrfamilienhäuser mit rund 120 Wohnungen gebaut. Die Wohnungen sind barrierearm.
Grundstücke auf Erbpacht
Es gibt einige Grundstücke, auf denen ohne Bauträgerbindung Einzel- und Doppelhäuser errichtet werden dürfen. Die Grundstücke werden auf Erbpacht vergeben. Nach 99 Jahren fallen sie zurück an die Gemeinde List. 40 Reihenhäuser werden zu einem Preis von unter 500 000 Euro pro Stück ebenfalls auf Erbpacht verkauft. Die ist aber bereits im Kaufpreis enthalten. Ausgestattet sind sie mit Küche, sowie Wand- und Bodenbelägen. Die Finanzierung ist mit einer Bank bereits vereinbart, Tilgung und Zins sollen nicht höher als eine Miete sein und unter 10,50 Euro pro Quadratmeter im Monat liegen. Bei der Vergabe der Dauerwohn-Objekte hat die Gemeinde List ein Mitspracherecht.
Wie werden die Ferienhäuser genutzt?
Damit es nicht zu einer Geisterstadt kommt, sind die Besitzer der Ferieneinheiten verpflichtet, ihre Objekte zu vermieten. Das übernimmt Jörn Clausen mit seiner Agentur. Der Eigentümer darf sein Ferienobjekt sechs Wochen im Jahr selbst nutzen. Die Ferienhäuser werden alle mit einem Reetdach versehen und teilen sich in drei Typen: Villa, Einfamilienhaus und Doppelhaushälfte.
Sorgt der Dünenpark für zusätzlichen Verkehr?
„Irgendwann kann man die DSK-BIG nicht mehr für alles verantwortlich machen, was hier jemals versäumt wurde“, warf Bürgermeister Benck während der Diskussion um diesen Punkt ein. Schmale Fahrradwege, die aufgrund der Einwände durch die Untere Naturschutzbehörde nicht verbreitert werden dürften, ein fehlendes, gesamtinsulares Verkehrskonzept – das läge nicht in der Verantwortlichkeit des Investors. Der hat eine eigene Verkehrsprognose bis 2030 erstellt. So würde das Angebot an Dauerwohnraum dazu führen, dass die Zahl der Einpendler nach List um 1/3 sinken würde. Für die Gäste gibt es ein eigenes Mobilitätskonzept durch den Einsatz von E-Bikes und E-Autos. Vierzig Lastenräder und vierzig E-Bikes könnten vor Ort geliehen werden, ebenso die E-Autos. Damit soll erreicht werden, dass die Gäste ihre privaten Fahrzeuge stehen lassen. Bei der Anreise wird davon ausgegangen, dass viele Gäste den Weg über die Fähre wählen werden.
Erschienen in der Sylter Rundschau am 06.08.2020